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B&W 603 im Test

1.3.2019 von Stefan Schickedanz

Bowers & Wilkins wertet die beliebte 600er-Serie mit silbernen Continuum-Mitteltönern auf und erfindet sie zugleich neu. Mit gibt es mit der 603 nur noch eine einzige 3-Wege-Standbox. Die aber dafür hervorragend stimmig und räumlich klingt, wie unser Test zeigt.

ca. 3:25 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
B&W 603 im Test
Standboxen: B&W 603
© Josef Bleier

Pro

  • er­wachsenen Klangeindruck mit sattem, tiefem Bassfundament
  • hohes Auflösungsvermögen

Contra

Fazit

stereoplay Testurteil: 80 Punkte, Klang: absolute Spitzenklasse (68 Punkte), Preis/Leistung: überragend; Stereoplay "Highlight"


Hervorragend

Seit 1974 nutzt Bowers & Wilkins Kevlar als Mem­branwerkstoff für Mitteltöner und als Markenzeichen in den gehobenen Preisklassen. Doch vor drei Jahren begann für B&W ein neues Zeitalter. Mit der Serie 800 D3 debütierte ein Wundermaterial namens Con­tinuum.

Das silbrig glänzende Gewebe löst die ebenfalls mar­kante, gelbe Kevlarfaser jetzt auch in der 6. Generation der Serie 600 ab. Von diesem Ge­nerationenwechsel erwarten sich die Konstrukteure eine wei­tere Reduzierung von Resonan­zen innerhalb der Membran. 

Damit sollen die Continuum­ Mitteltöner noch weniger Ver­zerrungen und Kolorationen produzieren und zugleich den Schallübergang zum Hochtöner harmonischer gestalten. Dem 15er-­Konus der B&W 603 fällt dieselbe Aufgabe zu wie seinen Pendants in der sündteuren 800er Standboxen. 

Er verzichtet nach dem FST­ Membran-­Prinzip auf die sonst übliche Sicke und setzt auf ei­nen Schaumstoffring zur Be­dämpfung der Membranbewegungen außen. Mit dem über acht Jahre hinweg entwickelten Nachfolger der Kevlar­-Mittel­töner verfährt B&W in der 603 ähnlich: 

Auch dessen 15­-cm­-Continuum-­FST­-Mitteltöner hat keine Sicke, was der Drei­-We­ge­-Standbox eine Sonderstel­lung innerhalb ihrer Serie si­chert. Die übrigen 600er­-Mo­ delle nutzten die allgemein üblichen Gummisicken. 

Der FST-­Continuum-­Mittel­töner fügt sich durch einen in Gehäusefarbe lackierten Zier­ring nahtlos in die Schallwand ein, was nicht nur dem Auge schmeichelt, sondern Kanten­brechungseffekte verringert. Ausgesprochene Schmuckstü­cke sind die B&W 603 damit aber trotzdem nicht.

B&W 603 im Test - Flow Port
Gegen Strömungsgeräusche setzt B&W den bewährten Flow Port ein, der auf der Rückseite sitzt – als Modul mit den wertigen Bi-Amping-Klemmen.
© Josef Bleier

Zwar kom­men dem Women‘s Acceptance Factor (WAF) die bescheidenen Abmessungen der beiden Standboxen zugute. Doch die in seidenmattem Schwarz oder Weiß erhältlichen Gehäuse wir­ken mit ihren scharfen Kanten und dem einfachen Finish lan­ge nicht so edel wie die ausgesuchten Treiber. 

Und genau das bedingt sich gegenseitig: Bowers & Wilkins hat den Löwenanteil des Pro­duktbudgets in die jeweils vier Treiber gesteckt. Das sieht man letztlich auch – im positiven wie im negativen Sinne. 

Doch wir sind nicht „Schöner Wohnen“: Für Gestaltung gibt es nichts zu gewinnen. Wenden wir uns wie­ der den Oberklasse­-Treibern zu.

Treiber mit Rückenwind

Der Hochtöner der neuen Ge­neration bekam eine ringför­mige Aluminium­Einfassung. Sonst blieb er dem bewährten Konzept des Vorgängers treu: Die im Hörbereich äußerst re­sonanzarme, obendrein steife doppellagige Aluminium-­Ka­lotte trägt auf der Rückseite das legendäre „Nautilus­Röhren“.

Damit sich die Luft hinter der 2,5-­cm-­Membran nicht staut und rückwärtige Schallanteile sich im Rohrfortsatz totlaufen, wurde der Polkern des Antriebs­ magneten durchbohrt. Bei den beiden 16,5­-cm­Bässen verzichtete B&W auf exotische Lösungen. Die Briten setzen auf Pappe, wogegen aus akustischer Sicht nichts einzu­wenden ist.

Auf der Rückseite spiegelt sich sowohl das Bemü­hen um rationelle Fertigung als auch um möglichst hochwertige technische Lösungen. So inte­grierte Bowers & Wilkins den bekannten, strömungsoptimier­ten leisen Flow Port des Bass­reflexsystems in ein Kunststoff­modul mit den Anschlussklem­men. 

Diese Lösung kommt sogar quer eingebaut im als Heimkino­-Erweiterung ange­botenen Center HTM 6 zur An­wendung. Auch das spart Kos­ten, was dazu führt, dass B&W in der erschwinglichen Baurei­he solide vergoldete Bi­-Am­ping­-Schraubklemmen und Brücken anbieten kann.Zur Raumanpassung liegt ein Schaumstoffpfropfen fürs Bass­reflexrohr bei. 

B&W 603 im Test - Schwarz
Die B&W 603 in Schwarz
© B&W

Genug der Theorie: Wenn jemand derart kompromisslos auf die Klangkarte setzt wie Bowers & Wilkins bei der neu­en 600er­Serie, dann sind sämtliche Kenner natürlich noch mehr als sonst auf den Hörtest gespannt. Und hier ging das klar fokussierte Konzept auf. 

Auch wenn die britischen Standsäulen samt Bodenplatte nur knapp 106 cm hoch sind, entwickelten sie einen sehr er­wachsenen Klangeindruck mit sattem, tiefem Bassfundament. Der Bass folgte der Linie des Hauses Bowers & Wilkins, die Höhen orientierten sich an der Vorgängerserie. 

Der neue Mitteltöner erfüll­te die hohen Erwartungen, die Bowers & Wilkins mit dem neu­en Material bereits in der 800er­ Serie geweckt hatte. Er verband ausgesprochen neutrale Klang­farben mit einem hohen Auflösungsvermögen.

In Live-­Auf­nahmen wie David Gilmours „Live in Pompeii“ trennte er die softe Stimme des Pink­Floyd­ Gitarristen vom Publikum, das am Anfang etwa beim Klassiker „Wish You Were Here“ mit­ gröhlte. 

Doch das Wichtigste: Die Ausgewogenheit über den gesamten, breitbandigen Fre­quenzbereich stimmte einfach. Der Continuum­-Treiber lief sei­nen Partnern nicht weg, das Timing passte ebenfalls auf den Punkt genau. Für punktgenaue Ortung gilt es, die B&W 603 leicht anzuwinkeln.

Fazit

In der 6. Generation der 600er-Serie setzen die Briten auf Technik der teuresten Highend-Modelle. Der Continuum-Mitteltöner legt den klanglichen Grundstock zu einer sehr fein, dabei ausgewogen und räumlich weit spielenden Standbox.

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