Google Pixel 4 & 4XL im Test
Mehr zum Thema: GoogleDie neuen Pixel 4 wollen eine Android-Alternative zu den iPhones sein, mit Hard- und Software wie aus einem Guss und happigen Preisen. Google leistet sich aber zwei Patzer. Lesen Sie unseren Test dazu.

Knapp Kalkuliert. Damit ist unter anderem die Kameraausstattung gemeint. Denn im Kameraquadrat auf der Rückseite finden sich nur zwei Optiken, weil Google im Gegensatz zu Apple auf ein Ultraweitwinkelobjektiv für besonders große Bildaussschnitte verzichtet. Kombiniert wird hier ein Stand...
Knapp Kalkuliert. Damit ist unter anderem die Kameraausstattung gemeint. Denn im Kameraquadrat auf der Rückseite finden sich nur zwei Optiken, weil Google im Gegensatz zu Apple auf ein Ultraweitwinkelobjektiv für besonders große Bildaussschnitte verzichtet.
Kombiniert wird hier ein Standardweitwinkel mit einer Telebrennweite, die einen zweifachen optischen Zoom ermöglicht. Die fotografischen Möglichkeiten sind im Vergleich mit allen anderen Highend-Smartphones also im Wortsinne beschnitten. Qualitativ gibt es dagen nichts zu kritisieren, beide Pixel gehören wieder zu den Smartphones mit der besten Bildqualität.
Die von uns gemessenen Unterschiede zwischen den beiden Modellen führen wir auf einen Produktionsfehler zurück – eine Vermutung, die wir mit einem zweiten Sample (das bis Redaktionsschluss nicht zur Verfügung stand) überprüfen werden. Großes Lob verdienen die neu hinzugekommenen Extras:
An erster Stelle steht hier die Möglichkeit der Bildbearbeitung mittels „Dual Exposure“, die Google einmal mehr als Meister der HDRVerarbeitung ausweist: Per doppeltem Schieberegler kann man in der Kameravorschau im ersten Schritt einen schattigen Vordergrund aufhellen und dann im zweiten Schritt überbelichtete Bereiche im Hintergrund ausgleichen.

Auch bei den Nachtaufnahmen legt Google mit dem „Astrofotografie Modus“ noch einen drauf. Weniger gut gefallen hat uns dagegen der hohe Automatisierungsgrad der Kamera: Es gibt keinen Profi-Modus, mit dem sich Parameter wie die ISO Empfindlichkeit manuell justieren lassen. Es ist weder möglich, HDR zu deaktivieren, noch die Zoomoptik dezidiert anzusteuern.
Letztere knipst Fotos immer mit zwölf Megapixeln, obwohl es sich um einen 16-Megapixel-Sensor handelt. Ein weiterer, wenn auch kleinerer Kritikpunkt betrifft Videos, die qualitativ sehr gut sind, aber in 4K nicht mit 60 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden können – sowohl Apple als auch Samsung bieten diese Möglichkeit. Die neuen Pixel schalten dagegen bei 60 fps auf Full HD zurück.
Apple lässt grüßen
Das Design mit der quadratischen Kameraeinheit und auch die Größenverhältnisse erinnern an das iPhone 11 Pro (Max), der haptische Eindruck ist ähnlich hochwertig, eben so die Verarbeitung – eine IP68Zertifizierung ist dabei. Die Google Phones sind mit 162 Gramm (statt 188 Gramm) und 193 Gramm (statt 226 Gramm) allerdings spürbar leichter als die Apple-Modelle.
Mit der Glasrückseite und einem mattierten Aluminiumrahmen folgt Google der Tradition der Pixel Serie, zu der auch eine farblich abgesetzte Power-Taste gehört. Von der zweigeteilten Glasoberfläche hat man sich dagegen verabschiedet, stattdessen ist das Glas entweder mattmilchig (weiß) oder glattglänzend (schwarz). Neben diesen beiden Farben gibt es eine orangerote Version, ebenfalls mit matter Oberfläche.
Das farbige Pixel ist allerdings auf eine Special Edition mit 64 GB limitiert, und hier sind wir gleich beim größten Kritikpunkt: Google knausert beim Speicher. Beide Modelle starten mit 64 GB für 749 Euro beziehungsweise 899 Eu ro, was in Anbetracht der fehlenden Speichererweiterung und dem Highend-Anspruch bemängelt werden muss.
128 GB sind bei Android schließlich längst in der Mittelklasse angekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass der vormals kostenlose Cloudspeicher für Pixel-Käufer (bei Pixel 2 und 3 war das ein zentrales Verkaufsargument von Google) mit der vierten Generation weggefallen ist – mit den Phones geknipste Fotos werden, wenn man sie unkomprimiert hochlädt, ganz normal auf das Speicherkontigent angerechnet.

Face ID für Android
Der Smartphonekorpus wirkt auch deswegen wie aus einem Guss, weil Google auf einen Fingerabdrucksensor verzichtet und sich bei der biometrischen Entsperrung voll auf die 3D-Gesichtserkennung verlässt – die richtige Entscheidung, denn im Alltag arbeitet die Technik auf dem Niveau von Apples Face ID.
Ein weiteres Highlight markieren die Displays und zwar nicht (nur) wegen der hohen Qualität, sondern auch, weil die Bildwiederholrate bei 90 Hertz statt der branchenüblichen 60 Hertz liegt. Bewegte Inhalte wer den flüssiger dargestellt, was sich besonders beim Scrollen durch Websites oder Menüs angenehm bemerkbar macht.
Um die Leistung muss man sich in diesem Kontext übrigens keine Sorgen machen, Google setzt auf Qualcomms stärks tes SoC im Stall, den Snapdragon 855, der von 6 GB RAM flankiert wird. Er treibt ein modern und an sprechend gestaltetes Android System an, das alle Google-Dienste perfekt integriert und für drei Jahre garantiert mit Software-Updates versorgt wird – für Android-Smartphones ist das (leider) nach wie vor ein bemerkenswert langer Zeitraum.

Fazit
Die 90 Hertz werden dynamisch zugeschaltet, eine permanente Aktivierung würde sich negativ auf die Akkulaufzeit auswirken. Hier können wir Entwarnung geben, beide Modelle bieten mit 8:22 bzw. 9:40 Stunden eine gute bis sehr gute Laufzeit. Ein 18-Watt-Netzteil gehört zum Lieferumfang, alternativ können die Phones auch drahtlos geladen werden.
Die Akustik ist im positiven Sinne unauffällig, die Funkeigenschaften in den LTE- und UMTS-Netzen gut bis sehr gut. Das Fazit fällt aber trotzdem durchwachsen aus. Zu schwer wiegt das Festhalten an einem kleinen Speicher. Diese Kritik teilt sich Google mit den iPhone-11-ProModellen, aber für Apple gelten andere Spielregeln. Für Android-Nutzer gibt es gute Alternativen mit mehr Speicher und Ultraweitwinkel.