Primare I32 + MM30 im Test
Dieser Amp ist doppelt gut: Die Schweden von Primare haben mit dem I32 einen Super-Verstärker entwickelt, der mit einem kleinen Zusatz zum potenten Streamer ausgebaut werden kann.

Wozu braucht man zwei Komponenten, wenn mit einem Zaubertrick beide in ein Gehäuse passen? Diesem Gedanken folgend haben die Entwickler des schwedischen Herstellers Primare eine spezielle Kombination entstehen lassen: einen Verstärker, der vollwertiger Streamer und Digitalwandler gleichzei...
Wozu braucht man zwei Komponenten, wenn mit einem Zaubertrick beide in ein Gehäuse passen? Diesem Gedanken folgend haben die Entwickler des schwedischen Herstellers Primare eine spezielle Kombination entstehen lassen: einen Verstärker, der vollwertiger Streamer und Digitalwandler gleichzeitig sein kann. Es kommt nur auf den Wunsch des Kunden an.
Rein technisch sind die Spielregeln einfach: Im Vollverstärker I32 hat Primare eine Schnittstelle freigelassen, in die mit wenigen Handgriffen das Modul MM30 eingebaut werden kann. Dann entsteht ein Doppelpack - ein verstärkender Netzwerkplayer höchster Güte, der alle modernen Formate auslesen kann. So werden FLAC-Dateien bis 24 Bit und 192 Kilohertz aufgelöst; einzig DSD-Streams bleiben ungewandelt.
Dafür macht der I32 alle zeitgemäßen Klanglieferanten passend: Er liefert Musik von Internet-Radiosendern, von großen Streaminganbietern, ganz einfach von der hauseigenen NAS-Festplatte oder vom schnellen USB-Stick. Die ganze Technik passt in bescheidene elf Kilo Lebendgewicht und wird der Einfachheit halber über eine App für iPhone oder Android-Handys gesteuert - die richtig gut von der Hand geht. Primare hat hier eine ebenso stringente wie opulente Bedienoberfläche entwickelt.
Es geht natürlich noch reduzierter. Beispielsweise könnte man die I32/MM30-Kombi auch als hochwertigen Wandler betreiben. Einfach den CD-Player optisch oder per Cinchkabel mit dem passenden Digitaleingang verbinden und eine externe Wandlung genießen.
Als Sparringspartner hierfür beschäftigt Primare einen Wandler von Burr-Brown, den beliebt-guten PCM1792, der permanent auf der Basis von 24 Bit und 192 Kilohertz arbeitet. Feinkost auch beim Verstärker daselbst, der einem Konzept namens "Ultra Fast Power Device" folgt. Eine hauseigene Umschreibung von Primare für ein höchst effektiv es Class-D-Konzept. Über 90 Prozent der Leistung werden zu Klang - kein Vergleich zu Class-A/B- oder Class-A-Schaltungen, die einen Großteil der Energie schlicht als Wärme verheizen.

Edelste Verarbeitung
Die Verarbeitung ist absolut gehoben. Nehmen wir nur die beiden Drehknäufe, die fein rastern und wuchtig in der Hand liegen. Hier ist ein herrlicher Mix gelungen: Das Gehäuse wirkt elegant-schwer, während die Bauform selbst äußerst kompakt erscheint. Abermals ein Vorteil der Class-D-Technologie, die keinen Parcours an Transistoren benötigt, sondern mit wenig Platz auskommt, aber laut Primare-Versprechen stolze doppelte 120 Watt an 8 Ohm bereitstellt.
Womit den Hörtest beginnen? Am besten mit fulminanter Musik, mit der sich die Leistungsbereitschaft erhören lässt. In solchen Momenten lieben wir den zweiten Satz aus Schostakowitschs Zehnter Symphonie. Mariss Jansons treibt das Concertgebouw Orchestra in einen Vulkan der dynamischen Ausbrüche. Das hat Biss und jagt bis in die tiefsten Tiefen, man höre nur die Schläge der Großen Trommel. An leichtfertigen Vollverstärkern wird ein kleiner Wumms daraus. Der Primare I32 hingegen zeigte die wahren Ausmaße: Es kam ein ultratiefer Bassimpuls, staubtrocken, von großer Schwärze. Wir freuten uns über diese präzise Abbildungsleistung und wussten: Der I32 verfügt über erstaunliche Kraftreserven.
Zumal der Lautsprecher selbst Ansprüche stellt. Die große Bowers & Wilkins 802 D3 ist unsere aktuelle Referenz und nicht immer ganz leicht anzutreiben. Sie braucht Watt satt und eine starke Hand. Genau das brachte der kleine Primare mit - abermals: erstaunlich diese Potenz in der kompakten Bauweise.
Doch wie hält es der I32 mit der Feindynamik? Wir wechseln die Testmusik. Ganz frisch hat Paul McCartney seine Lieblingshits im Album "Pure McCartney" vorgelegt. Ein buntes Programm mit audiophilen Highlights. Beispielsweise "My Valentine" - ein ruhiger Song, der von McCartneys Stimme und Eric Claptons Gitarrensolo lebt. Schlechte Amps machen aus solch guten Zutaten einen Einheitsbrei, dabei gibt es hier viel Feindynamik zu erleben - wie der Primare I32 gleich von den ersten Takten an klarmachte. Da ist das leise Flirren des Schlagzeugs mit vielen dynamischen Facetten, der feine Einsatz des London Symphony Orchestra im Hintergrund. Ein Edelmix, der in diesem Fall auf einen Edelverstärker trifft.
So häufig werden Class-D-Verstärker kritisiert: Sie hätten keinen Schmelz und würden bei hoher Lautstärke in den Ohren schmerzen. Unsinn. Das mag für andere gelten, aber sicher nicht für den Primare I32. Er ist ein ultrastabiler Feingeist, der sich ganz weit oben in unsere Bestenliste eingeschrieben hat.
Fazit
Wo liegen die Prioritäten? In erster Linie haben wir es hier mit einem superben Vollverstärker zu tun. Die ideale Plattform, um mehr aus ihm zu machen - eben einen Streamer über ein passgenaues Digitalmodul. Das gefällt. Die Schweden wissen, was sie tun. Die Kraft ist erstaunlich, das hätten wir der kompakten Bauweise nicht zugetraut. Da sind die Eleganz eines Röhrenverstärkers und das tiefe Grollen einer schweren Transistor-Endstufe zu erleben. Der Primare kann zwei Geräte in sich vereinen, und seine Lust an der Wucht bei gleichzeitig feindynamischen Entwicklungen ist einfach wundervoll - ein ganz Großer.