Plug & Play Plattenspieler
Thorens TD 403 DD im Test
Thorens ergänzt die Reihe direktgetriebener Plattenspieler um den TD 403 DD: Er weist denselben bewährten Antrieb wie der TD 402 DD auf und ist mit dem neu entwickelten Tonarm TP 150 ausgestattet. Ein vorjustierter Ortofon-Tonabnehmer rundet das optisch wirklich gelungene Komplettpaket ab. Mehr dazu lesen Sie in unserem Test.

Angesichts der unübersehbaren Zunahme von Plattenspieler-„Gebirgen“, von denen einige mit dem Ausdruck Designkatastrophe wohl noch sehr milde beschrieben sind, wirkt der Newcomer Thorens TD 403 DD ausgesprochen wohltuend für’s Auge und, wie wir noch sehen oder besser: hören werden, auch fürs Ohr.
Das optisch schlicht gestaltete Laufwerk ist formal nämlich so gut gelungen, dass es womöglich quasi ab Werk zum analogen Design-Klassiker werden könnte; am liebsten hätten wir den neuen Direkttriebler mit einem klassischen Verstärker von Braun kombiniert und über der Combo gleich mal einen Sack Vorschusslorbeeren ausgeleert...
Der TD 403 DD wirkt schon auf den ersten Blick sehr elegant und geriet nur unwesentlich größer als eine Plattenhülle. Er ist als typischer neuer Thorens sofort erkennbar; die mit wunderschön gefertigtem, lackiertem Holz gefasste Zarge fiel völlig schnörkellos aus und leistet sich lediglich zwei „Thorens“-Schriftzüge, die weit weniger auffallen als die beiden sympathisch-knuffigen Knebelschalter, von denen das rechte Exemplar – es ist der Ein-/Aus-Schalter – allerdings entschieden zu nahe am Tonabnehmer angeordnet wurde, der einzige Fauxpas, den wir hier monieren müssen.

Kenner der altehrwürdigen Marke, die ja inzwischen durch ihre neuen Besitzer eine wahre Produktoffensive erlebt, bemerken natürlich sofort den neuen Tonarm. Er passt optisch wie die Faust aufs Auge, heißt TP 150 und ist ein etwas einfacher gehaltenes Zitat seines größeren Bruders TP 124, der als Tonarm-Spitzenmodell des Hauses auf dem Toplaufwerk TD 124 DD Dienst tut.
Geliefert wird der TD 403 DD als Plug & Play-Kombi mit einem vormontierten Tonabnehmer, stil- und klangsicher ausgewählt kommt hier Ortofons bewährter MM-Dauerbrenner 2M Blue zum Einsatz, mit dem man bekannterweise alles andere als falsch liegt.
Über allem sitzt eine übliche Staubschutz-Haube in ordentlich dimensionierten Scharnieren; wie immer bei diesem Thema raten wir dazu, die Acrylhaube tatsächlich nur als Staubschutz zu benutzen. Solche Abdeckungen „fangen“ einfach zu gerne Luftschall ein und sind deshalb klanglich kontraproduktiv. Einfach mal ausprobieren.

Wie ist der TD 403 DD von Thorens aufgebaut?
Beim Plattenreinigen (etwa mit den „Anti-Staubtüchern“ eines bekannten Discounters oder einer breiten Samtbürste) merkt man, wie viel Kraft und Schwungmasse hinter einem Direktantrieb steckt. Im Vergleich zu Profi-Laufwerken fällt beim Thorens auf, dass der Direktantrieb des TD 403 DD, der sich so auch im 402 DD befindet, eine ganze Nummer schwächer ausgelegt ist.
Somit ist auch die Hochlaufzeit deutlich größer. In der HiFi-Praxis spielt das keine Rolle, ist womöglich auch genau so gewollt; am bewährten Prinzip des eng geregelten Direktantriebs mit relativ leichtem Plattenteller ändert das nichts.
Im Vergleich zu 402 DD kann der 403 DD mit einem etwas massiveren, nun 1,4 Kilo schweren und 22 Millimeter dickem Aluguss-Plattenteller aufwarten, der auf der Oberseite eine genau passende Vertiefung für die dicke, gut dämpfende Tellermatte aufweist.
Der Teller selbst sitzt auf einem Konus, der wiederum auf der Abschirmglocke des Motors sitzt und unterhalb des MDF-/Aluminium-Verbunds der oberen Chassisplatte hängt; das funktioniert übrigens alles auch messtechnisch ganz prächtig und sollte etwaige Vorurteile gegen das schon erwähnte Prinzip ausräumen. Die Technik ist eine mögliche und gute Alternative zu Riementrieblern mit schweren Plattentellern.

Wie ist der neue Tonarm aufgebaut?
Wer angesichts des TP 150 sofort an EMT-Studiotonarme gedacht hat, liegt in puncto Optik goldrichtig, doch es handelt sich hier natürlich um ein Design, das an den im TD 124 DD verbauten TP 124 angelehnt ist. Der TP 150 ist aber, anders als der TP 124, ein statisch balancierter Tonarm, erzeugt die Auflagekraft also ausschließlich über sein zweiteiliges Gegengewicht. Markant ist natürlich sein J-förmiges, dickes Armrohr sowie eine grundsolide Metall-Headshell mit SME-Bajonettanschluss.
Der fiel zumindest bei unserem Testexemplar rigide und spielfrei aus, was man nicht von allen Headshells mit Bajonett behaupten kann. Ein Wechsel der Headshell oder der Einbau eines anderen Tonabnehmers ist damit kein Problem, zumal der neue Thorens-Tonarm auch die Justage von Azimuth und Tonarmhöhe ermöglicht.
Gerade Letzteres gerät zu einer leichten Übung, nach dem Öffnen einer Sicherungsschraube kann der Arm mithilfe eines großen, gelochten Ringes am Schaft leicht hoch- und heruntergeschraubt werden. Diese Lösung lässt die üblichen, einfachen Klemmschrauben im Tonarm „Kragen“ vergleichsweise primitiv aussehen.

Wie funktioniert das Antiskating?
Das haben wir so noch nicht gesehen: Bei dieser Neuinterpretation des guten, alten Faden-/Gewicht-Systems zieht der Arm bei der Drehung ein verschiebbares Gewicht in der Armbasis unterhalb der Tonarm-Halterung mit, sauber umgelenkt mithilfe einer Führungsbohrung, tatsächlich ein durchbohrter Rubin.
Die immer etwas unaufgeräumt aussehende Geschichte mit einem an einem Ausleger baumelnden Gewichtchen gehört damit der Vergangenheit an. Der sauberen, klaren Erscheinung des Tonarms kommt das ungemein zugute. Doch das wohl wichtigste Design-Feature des TP 150 haben wir noch gar nicht erwähnt: Ähnlich wie der berühmte EMT-Tonarm besitzt auch der Thorens ein schräg zum Armrohr angeordnetes, einstellbares Vertikallager.
Und genau das befördert den Newcomer in eine gehobene Tonarm-Klasse, die man bei diesem Plattenspieler-Komplettangebot gar nicht vermutet hätte. Dass die Hochrüstung auf einen feinen MC-Tonabnehmer hier Sinn machen würde, steht außer Frage. Doch das soll bitte keineswegs Zweifel an der Serienbestückung mit Ortofons 2M Blue wecken, das sich vom deutlich preisgünstigeren 2M Red durch seinen nackten Diamanten unterscheidet, beim Red ist der Stein ja gefasst und damit schwerer.

Abgesehen von der etwas zu kräftig klemmenden Tonarmstütze gibt es am TP 150 wohl nichts zu kritisieren, ganz im Gegenteil: Er befördert die besten Eigenschaften des gerne unterschätzten Ortofon-MM-Systems mühelos ans Tageslicht und unterstützt dessen substanziellen, schier greifbaren, präsenten und in dieser Kombi sogar muskulös wirkenden Klang.
Daran ist der Direkttriebler natürlich alles andere als unschuldig, die im Vergleich zu vielen Riemen-Plattenspielern etwas vorwärtstreibendere, entschiedenere und knackigere Spielweise lässt niemals Langeweile aufkommen, hier unterstützt durch einen Tieftonbereich mit druckvoller Substanz. Jede Menge Spiel- und Hörfreude ist damit garantiert, obwohl Erbsenzähler die Grenzen dort ziehen würden, wo es um noch mehr Auflösung geht.
Geschenkt: Der TD 403 DD ist einfach „nur“ ein sehr guter Plattenspieler, der deutlich oberhalb seiner Preisklasse anzusiedeln und jederzeit hochrüstbar ist. Dass er obendrein optisch sehr gut gelungen und technisch völlig unkompliziert ist, macht die Entscheidung noch leichter.
Fazit
Braucht man mehr als den Thorens TD 403 DD? Im Prinzip nein. Der bildhübsche, exzellent gefertigte Plattendreher kommt mit Vollausstattung und quasi mit Klanggarantie aus der Schachtel, ist unkompliziert, unprätentiös, wartungsfrei und birgt obendrein die Option, seinen überraschend feinen Tonarm mit fast allem zu bestücken, was der Markt hergibt.
Und wer Design-Scharmützel und Materialschlachten ablehnt, einfach nur einen guten Plattenspieler haben will, kann das Thema mit dem Thorens getrost zu den Akten legen.