Smartphone

Xiaomi Mi 10 Pro im Test

15.6.2020 von Lennart Holtkemper

Xiaomi wagt mit dem Mi 10 Pro einen gehörigen Vorstoß in die Oberklasse. Gerade Fotoenthusiasten mit hohen Leistungsansprüchen kommen auf ihre Kosten. Lesen Sie unseren Test hierzu.

ca. 6:00 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Xiaomi Mi 10 Pro im Test
Das Premium Phone zeigt deutlich, dass der chinesische Senkrechtstarter beileibe nicht nur mit günstigen Preisen punktet. Vor allem die Kameraausstattung überzeugt.
© Xiaomi

Pro

  • elegantes Design mit mattem Glas, hochwertig verarbeitet
  • OLED-Display mit hervorragenden Messwerten und 90 Hz
  • sehr hohe Systemleistung und Top-Konnektivität samt 5G
  • schnelles Laden mit 65 Watt per Kabel und 30 Watt kabellos
  • überragende 13,5 Stunden Laufzeit
  • Stereolautsprecher im Rahmen
  • durchweg gute Empfangseigenschaften

Contra

  • nur Single-SIM und keine Speichererweiterung
  • kein Wasser- und Staubschutz
  • Klinkenbuchse fehlt

Fazit

connect-Urteil: sehr gut (433 von 500 Punkten) - nach Testreform 2020


86,6%

Xiaomi stößt das erste Mal in für den Hersteller schwindelerregende preisliche Höhen vor: 1000 Euro sind eine Ansage, denn die Chinesen sind eigentlich für ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt. Doch ein hoher Preis muss einer dementsprechenden hohen Leistung ja nicht widersprechen. Ob man bekommt, wofür man zahlt, klären wir im Test.

Dass man sich in der Oberklasse bewegt, merkt man bereits am Design und der Verarbeitung, die wieder einmal top sind. Das Mi 10 Pro kommt mit einer Rückseite aus mattem kratzresistenten Gorilla Glass, auf dem es Fingerabdrücke schwer haben. Eingefasst sind Front- und Rückseite mit einem Metallrahmen in Gerätefarbe. Gerade das Blaugrau unseres Testgerätes verleiht dem Phone ein schickes, seriöses Auftreten.

Trotz seiner recht stattlichen Abmessungen und einem Gewicht jenseits der 200 Gramm liegt das Mi 10 Pro dank abgerundeter Kanten gut in der Hand.

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Kein Schutz vor Umwelteinflüssen

Äußerst selten anzutreffen sind die zwei ausgewachsenen Lautsprecher im Rahmen, die für richtiges Stereo-Feeling sorgen und eine ordentliche Lautstärke liefern. Mehr erhofft hätten wir uns in Sachen Anschlüsse: Ein Klinkeneingang fehlt, und der USB-C-Port unterstützt nur den langsamen USB-2.0-Standard. 

Das dickere Minus ist der fehlende Schutz vor Staub und Wasser, der bei einem so teuren Oberklasse-Smartphone dazugehören sollte. Pflicht sind heutzutage auch schon hohe Bildwiederholraten beim Display. Das OLED des Mi 10 Pro bietet hier 90 Hz für geschmeidiges und flüssiges Scrolling. 

Andere Phones der Preisklasse kommen zwar schon mit 120 Hz, doch einen Unterschied nimmt man nur im direkten Vergleich wahr. Xiaomi hat, wohl um Strom zu sparen, auf eine höhere Wiederholrate verzichtet. Mit Full- HD+ (1080 x 2340 Pixel) ist die Auflösung des Screens klassisch und und für die Diagonale von 6,7 Zoll passend. 

Xiaomi Mi 10 Pro im Test - Stereolautsprecher
Selten: Das Mi 10 Pro hat zwei waschechte Stereolautsprecher im Rahmen, die ganz gut Druck machen können.
© Xiaomi

Die Front scheint dabei zum Großteil aus Display zu bestehen, da die Chinesen den Screen leicht zu den Ecken abrunden. Der Bedienung und der Blickwinkelstabilität tut es gut, dass die Krümmung nicht so stark ausgeprägt ist, wie beim Oneplus 8 Pro.

Insgesamt ist das Display des Mi 10 Pro erstklassig und dank sehr guter Leuchtstärke sowie Kontrasten eines der besten Screens auf dem Markt. Xiaomi übertrumpft bei den Messwerten sogar Samsungs S20-Reihe. Nur das OLED des S20 Ultra kann im Freien kurzzeitig etwas heller strahlen.

Unter dem Display sitzt erwartungsgemäß ein Fingerprintsensor, der optisch arbeitet und das Gerät angenehm fix entsperrt. In der oberen Ecke versteckt sich zudem die Frontkamera, die mit 20 Megapixeln auflöst, aber bei der Schärfe nicht mit der Selfieknipse des Oneplus 8 Pro mithalten kann.

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Extrem viel Leistung und 5G

Wie bei fast allen Android-Flaggschiffen schlägt im Inneren des Mi 10 Pro Qualcomms High-End-Chip Snapdragon 865. Hinzukommen 8 GB schneller LPDDR5-RAM. Im Systembenchmark erreicht das Phone somit fantastische Werte und offenbart eine um 15 Prozent höhere Leistung als Samsungs Galaxy S20 Ultra. 

Damit gehört das Mi 10 Pro zu den aktuell leistungsstärksten Smartphones auf dem Markt, wobei ihm das Oneplus 8 Pro allerdings ebenbürtig ist. Egal, ob 3D-Spiele, Fotobearbeitung oder Multitasking, mit diesem Smartphone ist man gerüstet – auch für die nächsten Jahre. 

An Speicher zeigt sich Xiaomi ebenfalls nicht knauserig und spendiert 239 GB mit fixem USB-3.0-Standard. Eine microSD-Karte zur Speichererweiterung lässt sich nicht nutzen. Ungewöhnlicher ist, dass das Mi 10 Pro nur als Single-SIM-Version zu uns kommt. Die Konkurrenzgeräte von Oneplus und Samsung unterstützen hingegen Dual-SIM. 

Xiaomi Mi 10 Pro im Test - Screenshots
(links) Große Freiheiten bietet Xiaomi beim Design des Always-On-Displays. (rechts) Die App-Verwaltung offenbart, wie oft welche App genutzt wird und wie viel Speicher sie frisst.
© Screenshot & Montage: connect

Die restliche Konnektivität kann sich jedoch sehen lassen: Neben NFC, Bluetooth 5 und einem Infrarotstrahler, der als Fernbedienung nützlich sein kann, gibt es aktuelles WiFi 6. Mit entsprechendem Router sind so Datenraten bis 11 Gbit/s drin. Für rasantes Surfen unterwegs sorgt der neue 5G-Funkstandard.

Das Mi 10 Pro setzt softwareseitig auf Android 10. Xiaomis eigene Nutzeroberfläche MIUI liegt dabei in Version 11 vor und ist vergleichsweise stark angepasst. Beim Design scheiden sich natürlich die Geister, uns gefällt der reduzierte Look aber ganz gut. Verleugnen kann man auch die vielen praktischen Features und Anpassungsmöglichkeiten von MIUI nicht.

So richtet man sich eine abgesicherte Zweitoberfläche ein, schützt Apps per PIN oder modifiziert die Always-On-Anzeige nach Belieben. Außerdem bietet das System eine vielfältige App-Verwaltung samt gutem Rechtemanagement.

Mit MIUI 12 steht das nächste Update schon in den Startlöchern, das noch mehr Features beim Multitasking und Datenschutz mit sich bringt. Der Rollout erfolgt in Kürze.

Kamera des Xiaomi Mi 10 Pro

Aufgebohrt hat Xiaomi vor allem das Ka­merasystem des Mi 10 Pro und verbaut ein Quartett aus vier Brennweiten. Die Haupt­optik setzt dabei auf einen bereits aus dem Mi Note 10 bekannten Sensor, der mit satten 108 Megapixeln auflöst. Als Endergebnis erhält man jedoch Fotos mit rund 25 Megapixeln, da jeweils vier Pixel kombiniert werden – und das genügt auch völlig.

Xiaomi Mi 10 Pro im Test - Vier Brennweiten
Xiaomi verbaut beim Mi 10 Pro vier Brennweiten, wobei die Hauptoptik bis zu 108 Megapixel liefert. Qualitativ spielen die Bilder des Smartphones ganz oben mit. 1 - 10x Hybrid-Zoom mit 8 MP, 2 - Porträtkamera mit 2x Zoom und 12 MP, 3 - Hauptsensor mit 108 MP, 4 - Ultraweitwinkel mit 20 MP
© Xiaomi / Montage: connect

Nur wenn die Lichtbedingungen optimal sind und man das Bild im Nachhinein stark vergrößern möchte, lohnt die volle Auf­lösung. Schon im normalen Modus erhält man sehr gute Fotos mit exzellenter Schärfe, immensen Details und natürlichen Farben. Bisweilen wirken die Fotos jedoch etwas flau und könnten mehr Kontrast vertragen.

Das Ultraweitwinkel (20 MP) macht ebenfalls kei­ne schlechte Figur, solange genug Licht vor­handen ist und setzt sich qualitativ über das S20 Ultra. Wie bei der Hauptoptik gelingen die Fotos ebenfalls etwas kontrastarm und einen Tick zu hell. 

Xiaomi Mi 10 Pro im Test - Vergleich 10-facher Hybridzoom Samsung S20 Ultra
Samsungs S20 Ultra und das Mi 10 Pro haben beide einen 10-fachen Hybridzoom. Das quer eingebaute Tele des S20 Ultras knipst im Vergleich natürlichere und detailreichere Fotos, die weniger digital nachgeschärft sind.
© connect

Interessant ist Xiaomis An­satz bei den Zoomoptiken. So bietet das Mi 10 Pro eine Porträtkamera mit zweifachem optischen Zoom und ein weiteres Tele mit 10-­fachem Hybridzoom (ca. 5-­fach optisch). Porträts knipst man mit Bokeh­-Effekt, des­sen Stärke sich im Nachhinein noch anpas­sen lässt, die Freistellung ist dabei akkurat.

Bei fünffacher Vergrößerung macht die zwei­te Telelinse noch eine relative gute Figur, kann aber bei den Details nicht mit einem S20 Ultra mithalten. Noch deutlicher wird der Effekt bei zehnfachem Zoom. Ein Fest für ambitionierte Nutzer ist der Pro-­Modus, in dem man RAW­-Aufnahmen mit jeder Optik knipsen kann und so großen Spielraum bei der Nachbearbeitung hat.

Lesetipp: Samsung Galaxy S20 Ultra vs. Xiaomi Mi 10 Pro

Hobbyfilmer kom­men beim Mi 10 Pro ebenfalls auf ihre Kos­ten, da es Videos in bis zu 8K dreht. Aufnah­men sehen dabei zwar besser aus als die 8K-­Bilder vom S20 Ultra, bieten aber im Ver­gleich zum sehr guten 4K des Phones kaum Vorteile und fressen nur enorm Speicher.

Was allerdings praktisch ist: Aus der 8K-­Auf­nahme kann man sich einen 33-­MP­-Schnappschuss ziehen. Saubere Arbeit liefert ebenfalls die Videostabilisierung, die selbst beim Laufen viele Ruckler herausfiltert.

Xiaomi Mi 10 Pro im Test - Screenshots Zweitprofil, 5G Anzeige
(links) In einem gesicherten Zweitprofil kapselt man Daten und Anwendungen gesondert ab. (rechts) Wer einen Vertrag mit 5G hat, surft je nach Verfügbarkeit ziemlich schnell.
© Xiaomi Mi 10 Pro im Test - Screenshots Zweitprofil, 5G Anzeige

Rasantes Laden und lange Puste

Überzeugen konnte das Mi 10 Pro auch im Testlab, allem voran bei der Ausdauer. Im normierten connect-Laufzeittest erreichte das Mi 10 Pro ausgezeichnete 13,5 Stunden und gehört damit zu den ausdauernsten von uns getesteten Smartphones.

Wer von der hohen 90-Hz-Bildwiederholrate profitieren möchte, muss das Phone 50 Minuten früher an die Steckdose hängen, was im Alltag aber nicht der Rede wert ist. Zumal man den 4500-mAh-Akku des Mi 10 Pro mit 50 Watt in rasanten 17 Minuten auf 50 Prozent vollpumpt.

Testsiegel connect sehr gut
Testsiegel
© WEKA Media Publishing GmbH

Im Lieferumfang findet sich übrigens ein 65-Watt-Netzteil – nur für alle Fälle. Kabellos sind ebenfalls starke 30 Watt möglich, was auch hier ein schnelles Aufladen garantiert. Per Reverse-Wireless-Charging lädt man zudem seine kabellosen In-Ears oder die Smartwatch auf dem Phone, solange der Qi-Standard unterstützt wird.

Durchweg Gutes können wir auch von den restlichen Messwerten berichten: So ist die Sprachqualität beim Telefonieren auf einem guten Level, und gerade die Lautstärke in Empfangsrichtung kann sich trotz der kleinen Hörmuschel sehen lassen. Ebenfalls rundweg gut sind auch die Empfangseigenschaften.

Fazit

Xiaomi hat abgeliefert und mit seinem Mi 10 Pro ein sehr starkes Top-Smartphone auf den Markt gebracht, das sich seinen Platz in der Oberliga redlich verdient hat. Vor allem das Kamerasystem gehört zu den aktuell besten auf dem Markt. 

Die Chinesen durchbrechen erfrischenderweise die Samsung-Riege in unserer Bestenliste und setzen sich knapp vor das Galaxy S20+ und Note 10+. Grund dafür ist hauptsächlich eine deutlich bessere Akkulaufzeit. 

Trotz der Leistung sehen wir für den Preis noch etwas Verbesserungsbedarf: Wasserschutz und Dual-SIM gehören in der Oberliga nämlich zum Pflichtprogramm.

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