Handy Videos: Smartphone-Check, Voreinstellungen & Hardware
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Testen Sie Ihr Android-Smartphone zuerst mit dem kostenlosen Filmic Pro Evaluator, um all die Funktionen herauszufinden, auf die Sie Zugriff in den Filmfunktionen haben können. Das Wichtigste dabei ist die Umschaltung sämtlicher Automatiken auf manuelle Voreinstellung, denn eine pumpende Helligk...

Testen Sie Ihr Android-Smartphone zuerst mit dem kostenlosen Filmic Pro Evaluator, um all die Funktionen herauszufinden, auf die Sie Zugriff in den Filmfunktionen haben können. Das Wichtigste dabei ist die Umschaltung sämtlicher Automatiken auf manuelle Voreinstellung, denn eine pumpende Helligkeit und ein ständig wechselnder Weißwert sind in der Nachbearbeitung nicht mehr kompensierbar.
Geben Sie diese Werte besser vor jeder Aufnahme per Hand ein. Ebenfalls nervend: Die Audio-Aussteuerungsautomatik. Eine händische Festeinstellung des Tonpegels verbessert beispielsweise bei Interviews den Ton spürbar, weil der Lautstärkepegel während der Sprechpausen nicht hochgezogen wird.
Das macht den nachträglichen Einsatz von Entstörungsfiltern einfacher. Auch der Bildstabilisator sollte sich abschalten lassen, denn ein kleines Stativ bringt hier die besser beruhigten Videos. Sollten Sie auch die Schärfe manuell eingeben können, verhindert das bei statischen Aufnahmen ein ständiges Focus- Pumpen zwischen Vorder- und Hintergrund.
Nach der Analyse mit dem Filmic Pro Evaluator wissen Sie nun, worauf Sie sich bei Filmaufnahmen mit Ihrem Smartphone einlassen müssen. Neben Filmic Pro gibt es übrigens noch andere Apps mit ähnlichen Funktionen im Google Play Store, beispielsweise Cinema VF-5 und ProCamera.

Pimp my Hardware
Die Aufnahme-Möglichkeiten bei Smartphones sind so konzipiert, dass sich damit ganz einfach Schnappschüsse machen lassen. Ein Druck auf den Auslöser, der Rest funktioniert vollautomatisch. Ein Clip im Club mit der neuen Eroberung, schnell gefilmt und auf eine Plattform hochgestellt – kein Problem.
Mit einher gehen jedoch ein paar Handicaps, mit denen man entweder leben muss oder bei denen man sich rechtzeitig um einen Workaround kümmern sollte.
Linsenwechsel
Da ist zum Beispiel die fest verbaute Optik mit einem leichten Weitwinkel. Sie bringt zwar möglichst viel Umfeld mit aufs Bild, geht man jedoch näher ans Motiv ran, verzerren sich die Linien und Formen.
Dieser Weitwinkel-Effekt ist äußerst ungünstig für Großaufnahmen von Gesichtern, beispielsweise bei E-Casting-Aufnahmen: Hier bekommen Schauspieler einen Probetext von der Casting-Agentur zugemailt, nehmen diesen auf ihrem Smartphone auf und schicken das Video zurück. Vorteilhafter ist hier ein kleines Teleobjektiv, welches zwar den Abstand zum Smartphone vergrößert, aber die Gesichter neutraler aufnimmt.
Ein günstiges Set an Objektivvorsätzen mit Telelinse, einem kleinen Zoom und einem Makroobjektiv für Detailaufnahmen macht in der Anschaffung Sinn.
Im Internet finden sich viele Anbieter mit unterschiedlichen Produkten (beispielsweise Amazon, Ebay, Rollei oder Pearl). Achten Sie beim Kauf darauf, dass das Objektiv sich für Ihr Smartphone-Modell verwenden lässt. Eine stabile und solide Befestigung der Linse am Telefon ist wichtig.
Der gute Ton
Praktisch für Schnappschüsse, aber ebenfalls ungünstig bei Filmaufnahmen ist das in den Smartphones eingebaute Mikrofon: Die Kugelcharakteristik nimmt rundum einfach alles auf, und damit leider auch alle Störgeräusche. Ein kleines Ansteckmikrofon, der gefilmten Person ans Jackett geheftet, nimmt die Stimme direkter auf und rezipiert gleichzeitig weniger Lärm im Hintergrund.
Zur weiteren Sound-Optimierung empfiehlt sich ein Mikrofon mit Richtcharakteristik (Niere oder sogar Superniere), das sozusagen wie ein kleines Audio-Teleobjektiv wirkt: Es drängt Geräusche außerhalb der Richtwirkung in den Hintergrund.

Hier gibt es jede Menge Anbieter, wobei eine gute Klangqualität in den meisten Fällen mit höheren Kosten einhergeht, die sich jedoch lohnen. Sparen Sie nicht am falschen Ende: Ein gutes Mikrofon werden Sie immer noch verwenden, auch wenn Sie mit dem Smartphone inzwischen schon zwei Generationen weiter sind.
Zu den bekanntesten Herstellern für Mikrofone gehören Audio Technica, Beyerdynamic, Rode, Sennheiser, Shure und einige mehr.
Analoge Bildstabilisierung
Trotz aller Software-Tricks benötigen Sie für wirklich wackelfreie Videos auch eine Klemme, die das Smartphone sicher festhält und ihm ein Schraubgewinde für Fotostative verpasst. In Kombination mit einem handlichen Stativ erhalten Sie optimal stabilisierte Videoaufnahmen.

Hochwertigere Stative haben für Schwenkaufnahmen einen Schwenkkopf mit eingebauter Fluid-Dämpfung. Schwenks geraten damit butterweich, die hohen Kosten für so einen Hydrokopf rentieren sich aber nur bei häufigem Einsatz.
Professioneller Look
Für wenig Geld gibt es sogenannte Kamera-Rigs, eine Art Rahmen mit diversen Bohrungen, an den Sie das Mikrofon und anderes Zubehör anschrauben können. Das Smartphone wird damit allerdings ein wenig unhandlicher.
Aber auf einem Stativ sieht das dann alles sehr professionell aus. Sogar professionell genug, um einen Streifenwagen zum Anhalten zu bringen, dessen Fahrer Sie nach einer offiziellen Drehgenehmigung fragt. In Großstädten ist das nämlich infolge häufiger Dreharbeiten zu einer guten Einnahmequelle des Amts für öffentliche Ordnung geworden.

Nutzen Sie lieber den Hauptvorteil Ihres Smartphones: Aufgrund der kleinen und unscheinbaren Größe ist es eine optimale Filmkamera für unbemerkte Undercover-Aufnahmen mit wirklich guter Bildqualität.
Kamera-Kopflicht
Weiteres hilfreiches Zubehör ist ein kleines Kamera-Kopflicht, das zum Beispiel auf dem Rig befestigt werden kann. Damit setzen Sie bei Großaufnahmen die Gesichter ins richtige Licht. Je nach vorhandener Umgebungsbeleuchtung sollte die Farbtemperatur zwischen Tages- und Kunstlicht einstellbar sein.
Die LED-Technik ist inzwischen sehr verbreitet, weil LEDs sehr wenig Strom verbrauchen. Einen Nachteil haben sie jedoch: Während Glühbirnen und Halogenlampen ein kontinuierliches Farbspektrum besitzen und alle Lichtfarben gleichmäßig wiedergeben, zeigen LEDs immer noch konstruktionsbedingt starke Einbrüche im Lichtspektrum, meist bei den roten Farbtönen.

Das stellt sich im Video durch eine leichte Farbveränderung und etwas blassere Rottöne dar und tritt hauptsächlich bei Großaufnahmen erkennbar auf. Bei LED-Lampen im Haushalt wird die Abweichung durch den CRI-Wert festgelegt und in Ra gemessen. Eine Lampe mit CRI-Wert von 100 Ra zeigt keinerlei Farbverfälschungen.
LEDs liegen derzeit im Bestfall bei 97 Ra, üblich ist bei Billig-LEDs ein Ra-Wert von 80. Damit ist auch gleich der Unterschied zwischen billig und teuer eindeutig klar: Profi-LED-Scheinwerfer bestehen aus mehreren, unterschiedlich gefärbten LEDs und versuchen damit, den Einbruch im Farbspektrum zu kompensieren – billige LEDs machen das nicht.
Am Ende wird Ihre Filmlampe mehrere Smartphone-Generationen überleben. Wie beim Mikrofon gilt: Langfristig gesehen ist auch hier Sparsamkeit nicht angezeigt.