Dämpfung, Stand und Hörtest
- Canton Vento 896 DC im Test
- Dämpfung, Stand und Hörtest
Dämpf it, Baby! Wer einen Lautsprecher öffnet, findet im Inneren neben Frequenzweiche, Kabeln und Chassis (beinahe) immer auch dämpfendes Füllmaterial. Nun könnte man denken, dass dieses am Ende nach Gefühl in das Gehäuse eingebracht wird: ein bisschen hier, ein bisschen da. Dem ...
Dämpf it, Baby!
Wer einen Lautsprecher öffnet, findet im Inneren neben Frequenzweiche, Kabeln und Chassis (beinahe) immer auch dämpfendes Füllmaterial. Nun könnte man denken, dass dieses am Ende nach Gefühl in das Gehäuse eingebracht wird: ein bisschen hier, ein bisschen da. Dem ist aber nicht so. Die Menge des Materials wird berechnet und anschließend in langen Hörsitzungen feingetunt. Dieser Schritt ist schon deshalb unvermeidlich, weil sich die Nachgiebigkeit des Luftvolumens nur schlecht simulieren lässt.
Ziel der Dämpfung ist immer, die Einflüsse von Schall, der von der Chassis-Rückseite ins Gehäuse abstrahlt, gering zu halten. So werden stehende Wellen im Lautsprecher sowie schwingende Gehäuse vermieden. Ändert sich an einem Modell in der nächsten Version etwa das Gehäusevolumen oder kommen andere Chassis zum Einsatz, muss auch der Bedämpfungsprozess erneut durchgeführt werden.
Stabiler Stand
Nicht neu, aber neu designt ist die Fußkonstruktion. Die Elemente, die Fußplatte und Korpus fest miteinander verbinden, haben nun eine Kegelform. Diese Kegel sorgen zum einen für einen definierten Abstand zwischen Bassreflex-Öffnung und Bodenplatte, zum anderen sollen sie für ein besseres Strömungsverhalten der austretenden Luft sorgen. Störende Geräusche, die den Bassgenuss trüben könnten, werden so weiter reduziert.
Darüber hinaus ist so eine Fußkonstruktion mit Downfire- Bass auch deshalb von Vorteil, weil der Bodenbelag im Hörraum keinen Einfluss auf die Bassreflex-Abstimmung mehr hat. Der Abstand zwischen Schallöffnung und Bodenplatte ist durch sie eine feste Größe.

Stabilität spielt auch hier eine Rolle: im Sinne von Standsicherheit. Da der Fuß den Lautsprecherkorpus in Breite und Tiefe überragt, erhöht er die Standfläche.
Die Vento 896 DC ist in drei Ausführungen erhältlich. Neben der schwarzen und weißen in – übrigens makellosem – achtschichtigem Hochglanzlack gibt es noch eine hochglanzlackierte Kirschfurnier-Version. Die kostet zwar pro Paar 400 Euro mehr, sieht aber fabelhaft aus.
Verwandtschaft
Es liegt nahe, einen Lautsprecher wie die Canton Vento 896 DC nicht wandnah aufzustellen. Davon rät schon die bloße Membranmasse ab. Wir stiegen mit einem Wandabstand von etwa einem Meter in den Hörtest ein und halbierten diesen später auch. Ideal steht die Box etwa 70 cm vor der Rückwand. Leider hatten wir keine Reference K mehr zum Vergleich im Haus. Wir griffen daher auf die kleine Halbschwester Chrono 519 DC zurück (getestet in stereoplay 9/16), die im Paar 1800 Euro kostet. Jetzt könnte man sagen, ein solcher Vergleich sei unfair. Er brachte aber zum Vorschein, dass es eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Chronos und Ventos gibt. Beide Lautsprecher sind klar auf der dynamikfreundlichen Seite und können beherzt loslegen, wenn man sie mit entsprechendem Material füttert. Beide bieten mitreißende Mitten, die auf Cremigkeit verzichten und Informationen ohne Schönfärberei transportieren.
Auch im Bass verwandt, überzeugten sowohl die Chrono 519 DC als auch die Vento 896 DC mit Präzision und Detailfreude. Bei jedem abgespielten Titel war der Vorsprung der doppelt so teuren Vento aber einfach nicht zu leugnen. Ihre Abbildung ist stabiler, tiefer, ihre gesamte Performance in ihrer homogenen Stimmigkeit einfach „erwachsener“, reifer. Wer die beiden hört, weiß sofort, was damit gemeint ist.
Oben mit Keramik
Der größte Unterschied findet sich in der Hochtonwiedergabe – kein Wunder, stehen sich doch hier Aluminium und Keramik gegenüber. Die Keramikkalotte kann ihre klaren Trümpfe ausspielen. Das Auflösungsvermögen ist bemerkenswert, davon profitieren Streicher genauso wie Schlagzeugbecken oder Gitarre, von Stimmen ganz zu schweigen. Und wenn die Metallkalotte der Chrono manchmal bei (ziemlich) hohen Pegeln etwas aufdringlich wird, dann spielt die Vento-Kalotte noch verhältnismäßig seidig.
Effekthascherei ist der Vento 896 DC ebenfalls fremd. Sie ist neutral und verbindet ihre angenehm unaufdringliche Spielfreude mit viel Liebe zur Genauigkeit. Von Hip Hop über Jazz und Klassik bis Pop zeigte die Vento keine Vorlieben. Am längsten verweilte Paul Simons „The Rhythm Of The Saints“ im CD-Player. Hier finden sich einige sehr rhythmusbetonte Stücke, die von gutem Timing und großer Sauberkeit im Bass ganz enorm profitieren. Aber auch von detaillierten und präzisen Höhen: Die dezenten Details in „The Obvious Child“ etwa, die schnell hinter der Percussion verschwinden können, verschluckt die Vento nicht. Sie bringt sie, perfekt in den Gesamtklang eingebettet, bis an die Ohren der Hörer. Herrlich!