Samsung GQ75QN900D im Test: Ultrascharf
Mehr zum Thema: SamsungDie höchste Ultra-HD-Auflösung „8K“ ist für Samsung eine Herzensangelegenheit. Und obwohl Quellen in dieser Megaqualität Mangelware sind, findet Samsung einen verblüffend gut funktionierenden Trick, sodass 8K einen echten Mehrwert bietet: AI-Upscaling. Wir haben Samsungs Super-TV im Labor getestet und Erstaunliches festgestellt.

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- Samsung GQ75QN900D im Test: Daten, Messwerte, Testergebnisse & Einstellungen
Es ist sage und schreibe zehn Jahre her, dass Samsung die Roadmap für die Einführung des ultrahochauflösenden Fernsehens bekanntgegeben hat. In Phase 1 wurde die Full-HD-Auflösung auf 4K vervierfacht. Danach kam der riesige Farbraum BT.2020 hinzu, erweitert durch die brillanten Kontrastkapriolen...
Es ist sage und schreibe zehn Jahre her, dass Samsung die Roadmap für die Einführung des ultrahochauflösenden Fernsehens bekanntgegeben hat. In Phase 1 wurde die Full-HD-Auflösung auf 4K vervierfacht. Danach kam der riesige Farbraum BT.2020 hinzu, erweitert durch die brillanten Kontrastkapriolen von HDR. Phase 3 sollte erneut die Auflösung vervierfachen – auf 7680 x 4320 Bildpunkte, genannt „8K“, gern unter Erhöhung der Bittiefe auf 12.
Mittlerweile können spitzenmäßige 4K-HDR-Fernseher das Angebot an aktuellen Ultra-HD-Bildquellen bestens abbilden. Die Entwicklung von OLED-Displays, Quantum-Dot-Farbwandlern sowie Mikro-LED-Backlights mit Lokaldimmung hatten die Kontrast- und Farbpotenz von Displays vervielfacht, sodass nun schon TV-Geräte ab 2000 Euro phänomenale Bilderwelten in Qualitätsklassen jenseits der Kinonormen bereitstellen können.
Akzeptable 4K-HDR-Erlebnisse ermöglichen sogar schon 65-Zoll-Geräte ab 1000 Euro, wie viele unserer Tests belegen. Dabei hängt die Ultra-HD-Bewegung allerdings in Phase 2 fest. 4K mit HDR, begrenzt auf den Kinofarbraum, stellt jedes gute TV-Gerät dar, und das Streamingangebot ist als Quelle umfassend.
Lediglich das lineare Fernsehen, speziell die öffentlich-rechtlichen Anbieter, ist noch nicht einmal in Phase 1 eingetaucht, ja sie senden meist noch „HD-ready“. Löbliche Ausnahme in diesem Umfeld ist der 4K-Spartensender UHD-1 von HD-plus. An 8K-Quellen, also der höchsten Ausprägung der Ultra-HD-Philosophie, ist gar nicht zu denken, und selbst den Streaminghäusern sind die Produktionskosten wohl zu hoch.

Gute Gründe für 8K
Warum sollte man sich also für einen 8K-Fernseher entscheiden, der mit fast 100 Millionen Subpixeln alle Schärfeträume erfüllt? Entweder weil man Vertrauen in die Bildquellen der Zukunft hat, eine Fotokamera mit mehr als 8 Megapixeln (4K-Auflösung) verwendet, ein Top-Smartphone mit 8K-Videofähigkeit besitzt – oder halt, wenn man erkannt hat, dass selbst 4K-Material auf einem 8K-TV noch ein Quäntchen besser aussieht als auf nativem 4K.
Wir haben uns bei den Tests auf den letzten Aspekt konzentriert. Der Qualitätsgewinn ist durchaus vergleichbar mit dem Effekt, den man vom Übergang von Full-HD zu HDR kannte. Eine normale Blu-ray-Disk oder gar DVD gibt ein Ultra-HD-Fernseher deutlich klarer und schärfer aus als ein natives Full-HD-Gerät. Denn viele Glieder der Signalkette können die höchsten Frequenzen von Helligkeitsdetails und Farbschärfe verwaschen.
Die erhöhte Pixeldichte geht einher mit einem Oversampling, das wir schon von HiRes-Audio in der Klangtechnik kennen. Dort werden Frequenzen übertragen, die längst nicht mehr wahrnehmbar sind, dabei wird aber die menschliche Hochton-Hörgrenze umso sauberer und in zeitlich präziser Phase abgebildet.

Upscaling durch KI
Und genau hier leistet Samsung Erstaunliches bei der Bildverarbeitung. Die Firma kann das, weil sie ihre eigenen Chips programmiert. Und weil sie deren künstliche Intelligenz bereits seit mehreren Jahren für maschinelles Lernen mit Filmmaterial füttert, das zeigt, wie es vor und nach einer Degeneration durch die Signalverarbeitung und -übertragung aussieht.
Künstliche Intelligenz soll diesen Vorgang umkehren und verloren gegangene Strukturen ergänzen. Dazu hat Samsung im neuen Bildprozessor NQ8 AI Gen3 die Anzahl der neuronalen Netze auf 512 verachtfacht, die Geschwindigkeit der NPU verdoppelt, zusätzlich die GPU um den Faktor 1,4 und die CPU um 15 Prozent beschleunigt.

Es lebe 8K!
Dabei war lange gar nicht klar, dass 8K-TVs überhaupt weiter existieren dürfen. Schon vor zwei Jahren, bei Einführung der neuen Energierichtlinien der EU, berichteten wir über die in höchsten Auflösungen kaum umsetzbaren Sparforderungen. 8K war also bereits totgesagt, und dennoch bleibt Samsung bei der Stange.
Der Stromspar-Druck und seine Auswirkungen auf die Brillanz sind dabei enorm spürbar. Früher ließ Samsung seinen 8K-Topgeräten die extreme Leuchtkraft bis 500 Nits angedeihen, obwohl die Panels aufgrund der feineren Pixelstruktur deutlich ineffizienter sind als 4K- oder Full-HD. Jam hatte man sogar eine kontrastmaximierende Entspiegelung und Schwärzung der Bildfläche gegönnt, die wiederum Licht schluckt. Hier musste Samsung zurückrudern und hat dabei ordentlich übertrieben.

Hoffentlich lag es an der noch nicht finalen Firmware unseres Nullserienmusters: Im Werkszustand nach der Installation regelte sich das Gerät in unserem pechschwarzen TV-Labor auf unter 50 Nits herunter – selbst im Dynamikmodus halb so hell wie uralte Bildröhren: schockierend düster. Das lag daran, dass alle Stromspartechniken maximal aktiv sind und der Minimalwert für den Ökosensor viel zu tief steht.
Hier muss der Nutzer unbedingt eingreifen, dann geht im wahrsten Sinne des Wortes die Sonne auf, und man erzielt in HDTV schnell 600 Nits. Im HDR-Modus leistet der Samsung-TV über 2400 Nits, bei einem ordentlichen Farbvolumen von 95 Prozent DCI. Unter Volllast holt sich der GQ75QN900D dann 365 Watt aus der Dose, ist also genügsamer als seine strahlenden Vorgänger.
Der enorme Kontrast verdankt sich einem Mini-QLED-Backlight. Dessen 1920 lokale Dimmingzonen lassen sich kaum zählen, so präzise bilden sie die Konturen von Objekten ab, ohne Lichtkränze zu bilden. Das 8K-Panel reflektiert mit 0,7 Prozent ordentlich wenig, erzeugt wie gehabt leicht diagonale Matrixreflexionen. Um den Blickwinkel und die Reaktionszeit zu erhöhen, werden in dunklen Flächen Subpixel intelligent umprogrammiert.
Und bei den Messungen von Reaktionszeit und Latenz fiel ein Detail auf, das die exzellente Bewegungsschärfe erklärt. Dieses Samsung-Modell ist das erste TV- Gerät überhaupt, mit dem wir echtes 4K in 240 fps vom PC empfangen konnten – in RGB 12 Bit HDR, und das bei 5 ms Latenzzeit in der Bildmitte.

Wer den besten Gaming-TV aller Zeiten sucht, wird hier also fündig. Im Test kam unsere Nvidia-Grafikkarte RTX 3090 gehörig ins Schwitzen und konnte selten allerhöchste variable Frameraten abliefern. Ehrlich gesagt, fehlte uns die Zeit, die 240-fps- Wiedergabe anhand von Beispielfilmen realistisch einzuschätzen. Die muss unser Laborteam nun als Referenzstream generieren. Erst dann können wir messen, ob tatsächlich 240 Bewegungsphasen dargestellt werden, und mit welcher LCD-Reaktionszeit das geschieht.
Da sich dieser 8K-Fernseher hauptsächlich von anderen Samsung-TVs durch 8K-Panel und Prozessor unterscheidet, haben wir uns auf diese Fakten konzentriert. Dass das extrem schlanke TV-Gerät im edlen Infinity-One-Design mit OneConnect-Box exzellent aussieht, überragende klassische wie smarte Extras bietet, im Q-Symphony-Verbund toll klingt und beim Kauf viele Medienleistungen freigeschaltet werden, sind wir von Samsung einfach gewohnt.
Fazit
Die insgesamt besten LCD-Fernseher bleiben die 8K-Neo-QLEDs von Samsung. Die Luft im oberen Qualitätsbereich ist sehr dünn, doch dank des ausgezeichneten AI-Upscalings zaubern diese Modelle einige Details mehr aus jeglichen Quellen. In puncto Farbenpracht sowie maximaler Brillanz kann sich 8K-QLED systembedingt nicht mehr länger von QD-OLED oder 4K-QLED absetzen.
Weitere Infos: 8K – das bringt die Superschärfe
Selbst ohne Quellmaterial mit 7680 x 4320 Bildpunkten liefern manche 8K-Geräte schärfere Bilder als gedacht. Das liegt am besonders intelligenten Hochrechnen von „normal“ aufgelösten Videos.

Wenn man weiß, wie begeisternd frisch aufgenommenes Filmmaterial aussehen kann, kommen einem oft die Tränen bei dem, was davon auf dem TV-Gerät beim Endkunden ankommt. Um Bandbreite einzusparen oder die Ausstrahlungen mit zwanzig Jahre alten Geräten kompatibel zu machen, kommen überholte Techniken aus den Anfängen der Digitaltechnik zum Einsatz. So laufen viele Sendungen noch mit 576 Zeilen (oder weniger) im Halbbildverfahren, kodiert in grässlichem MPEG2.
Unser connect-Labor hat etliche Stilblüten an TV-Distributionen aufgezeichnet, teilweise noch schlimmere Block- und Moskito-Artefakte sowie Banding und Analograuschen ergänzt, und malträtiert jedes TV-Gerät im Test mit einem DVB-Modulator. Bei der Aufbereitung von belasteten Quellen trennt sich die Spreu vom Weizen der TV-Geräte.
Dabei ist ein Chip gefragt, der Probleme erkennt und nur dann eingreift, wenn es notwendig ist, Akzentuierungen aber sonst vermeidet. Und wenn Samsung mit dem AI-Upscaling auf 8K hier jetzt unserer Ansicht nach führend ist, gehört auch diese KI sparsam eingesetzt. Im Falle eines Falles kann sie Wunder wirken – aber bitte korrekt dosiert!
Weitere Infos: Music Frame - Im Einklang
Die neuen Bildlautsprecher „Music Frame“ passen perfekt zu Samsung-TVs. Die stylisch designten Boxen unterstützen den Heimkinoklang.

Samsung ist seit zehn Jahren Marktführer bei Soundbars. Die Produkte werden idealerweise ins Q-Symphony-Konzept von Samsung-TVs adaptiert. Das neueste dazu voll kompatible Produkt ist der Wandlautsprecher namens „Music Frame“ (HW-LS60D), ein Stereo-Aktivwandler mit Sprachassistenz (Bixby oder Alexa), Bluetooh, WLAN und optischem Eingang.
Das rund 500 Euro teure Gerät kann Chromecast wie Airplay und SpotifyConnect – irgendwie sogar Dolby Atmos. Wir haben die dezente Bildbox im TV-Setup von Q-Symphony als Stereo-oder Surroundboxen positioniert, sie spielt aber auch mit 2024er-Soundbars von Samsung zusammen.
Unsere Labormessungen dokumentierten dem fast 5 kg schweren Klangbild im LP-Format einen druckvollen Bass ab 62 Hertz (-6 dB) und einige einkalkulierte Phasenschieber. Ungewöhnlicherweise dringt der Schall nämlich durch die Fläche, verlässt das Gerät durch die Schlitze neben dem Passpartout, das man leicht tauschen kann, und vereint sich mit den beiden Woofern am Rücken. Die Dynamik ist ordentlich, die Harmonie erstaunlich. Das tolle Design begrenzt das High-End-Potenzial nur minimal.