Hörtest
- Bowers & Wilkins 804 D3 im Test
- Hörtest
- Fazit
Die Redaktion war zur Präsentation der neuen Serie eingeladen ins südenglische Städtchen Worthing, unweit von Brighton, und durfte sich bei einer ausführlichen Factory Tour selbst ein Bild davon machen, mit welchem Aufwand und mit welcher Liebe zum Detail diese Lautsprecher gebau...

Die Redaktion war zur Präsentation der neuen Serie eingeladen ins südenglische Städtchen Worthing, unweit von Brighton, und durfte sich bei einer ausführlichen Factory Tour selbst ein Bild davon machen, mit welchem Aufwand und mit welcher Liebe zum Detail diese Lautsprecher gebaut werden. Doch davor hatten die Briten ihre 800er-Serie von Grund auf neu konstruiert. Betroffen waren davon alle Bauteile.
Alle? Nicht ganz. Ein, zwei widerspenstige Kondesatoren blieben, ebenso die Anschlussterminals. An denen gab es offensichtlich nichts zu verbessern. Ansonstenhaben die Ingenieure an den alten Bauteilen gemessen und geprüft, was das Zeug hielt. Ziel der Übung war es, alle Resonnanzen und partiellen Schwingungen auf Gehäuseteilen und Membranflächen ausfindig zu machen und zu eleminieren. Wie gut das geglückt ist, wurde stolz demonstriert: Wo alte Druckgusskörbe und Turbinengehäuse klangen wie Glöckchen, ist bei den Bauteilen der neuen Serie nur noch ein trockenes "Plock" zu vernehmen.
Das Hauptgehäuse besteht aus mehreren Schichten Birkenholz, die verleimt und in Form gepresst werden. Birke ist ein schweres Holz, das eine hohe innere Dämpfung mitbringt. Die Innenvestrebungen, bei B&W "Matrix" genannt, bestehen jetzt aus weniger, dafür massiveren Bauteilen.
Die auffallendste und spannendste Neuerung gab es im Mitteltonbereich: Das markante gelbe Kevlar hat ausgedient. Irgendwie schade, da die gelben Membranen einen so hohen Wiedererkennungswert hatten, dass andere Lautsprecherhersteller dazu übergingen, ihrer Membranen gelb anzumalen. Aber Kevlar war nicht nur Gelb, sondern stand auch immer im Verdacht, den Ton zu färben. Das neue Zaubermaterial namens Continuum unterbindet alle unerwünschenten Partialschwingen weitestgehend und sorgt mit seiner sickenfreien Aufhängung tatsächlich für deutlich mehr Neutralität im Mittelton. Die Tieftöner bekamen ein Material namens Aerofeoil, das, wie könnte es anders sein, besonders leicht und steif ist. Im Querschnitt würde man sehen, dass die Membran unterschiedlich dick ist, ähnlich einem Flügelprofil, was die Steifigkeit nochmals erhöht.

Im Hörraum
Genug der grauen Theorie, wir wollen wissen, was die kleinste Standbox aus der 800er-Serie auf dem Kasten hat. Da uns dank des Star-Wars-Hypes ein wenig das Sci-Fi-Fieber gapackt hat, ließen wir das Star-Trek-Theme, eingespielt vom Cincinnati Pops Orchestra unter der Leitung von Erich Kunzel, im Hörraum erschallen. Die Dynamik und die Präzision, mit der das Orchester aufspielte, haute uns fast aus den Socken. Trotz hoher Pegel hatte die B&W das musikalische Geschehen stets unter Kontrolle. Die Streicher wurden laut, nicht schrill, gleiches bei den Bläsern, die nie nervten. Wir blieben im All und gönnten uns "Die Planeten" von Holst mit dem Boston Symphony Orchestra unter William Steinberg. Unglaublich, wie breit und tief gestaffelt die Musiker saßen.
Der kraftvoll pulsierende Rhythmus im 5/4-Takt bei "Mars, The Bringer Of War" zauberte uns Gänsehaut ins Genick. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass dieser Lautsprecher auch jedes ungewollte Detail oder Geräusch wie knacksende Stühle, Räuspern, Notenblätter, die zu Boden fallen, gnadenlos an die Oberfläche befördert. Aber dafür können wir bei den Planeten jedes Detail schön verfolgen und bei Mars die kurzen Bogenstöße gut vom Schlagwerk unterscheiden - das gelingt nicht jedem Lautsprecher wirklich gut.
Die 804 D3 fügt der Musik nichts hinzu, lässt aber auch nichts, rein gar nichts weg. Im Klartext bedeutet das, dass schlechte Aufnahmen gnadenlos entarnt werden. Aber die haben wir Gott sei Dank eh nicht im Hörraum.
