Lautsprecher mit Keramik-Hochtöner

Canton B100 im Test

15.1.2020 von Andreas Günther

Hochgewachsen, vier Chassis, darunter eine echte Keramik- Membran – was würden Sie dafür als Preis ansetzen? Seien Sie überrascht: Canton bricht mit allen Spielregeln. Lesen Sie unseren Test hierzu.

ca. 3:05 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Canton B100 im Test
Canton B100 im Test - The Big Easy
© Canton

Pro

  • anspruchsvolles Konzept
  • elegantes Finish
  • günstig

Contra

Fazit

Stereoplay-Testurteil: 81 Punkte; Klang: absolute Spitzenklasse (68 Punkte); Preis/Leistung: überragend


Hervorragend

Jetzt wird es unsittlich. Alle sensiblen Gemüter sollten an dieser Stelle weiterblättern. Denn Canton untertreibt maßlos. Zwei hochgewachsene Stand­boxen kosten hier 1390 Euro das Paar. 

Da muss ein Missverständ­nis vorliegen. Wie kann man für diese Summe ein Gehäuse zim­mern, dazu wunderbaren Lack und noch edle Chassis oben­ drein? 

Es wird ein Rätsel blei­ben. Wir hoffen aber beständig, dass Canton mit der B 100 kein Minus­-Geschäft schreibt. Ver­mutlich liegt es daran, das diese Standbox nur über den hausei­genen Webstore vertrieben wird. 

Was hingegen für dieses Testfeld als gemeinsamer Fak­tor gilt: Es gibt sogar ein Kera­mik­-Chassis. Das klingt in der Höhe. In der Grundarchitektur liegt es unter dem Mitteltöner. Darunter noch zwei mächtige Bassproduzenten. 

Der Hoch­töner springt bei 3000 Hertz an, dann folgt der Mitteltöner, ab 300 Hertz wird im Basskeller gerumpelt. Nominell erstreckt sich der komplette Frequenz­ bereich von 20 bis 40 000 Hertz. Alles passt, nur eben der Preis nicht. 

Was wir an diesem Lautspre­cher lieben: Er wurde komplett in Deutschland erdacht. Frank Göbl ist der amtierende Groß­meister in der Canton-­Ent­wicklung. Er denkt nicht nur, er konstruiert nicht nur – er gibt seine Ent­würfe nur über das eigene Hörerlebnis frei. 

Canton B100 im Test - Mitteltöner
Eigenkost: Canton fertigt alle Chassis selbst. Hier der Mitteltöner – mit stattlichem Antrieb und einer Membran aus Titanium.
© Josef Bleier

Hier trifft tech­nisches Wissen auf gute Ohren. Und: Frank Göbl ist ein Dyna­mik­-Junkie. Es kann gar nicht genügend Push geben. Wer einen Canton­-Lautsprecher kauft, kann sich sicher sein, dass ihn das Klangbild anspringt. Schnell muss es sein, ideal auch mit sat­tem Druck in der Tiefe.

Nun ist Frank Göbl aber kein Berserker. Er mag es abstreiten, doch im Kern ist er ein Fein­geist. So wirkt die B 100 hoch­ gewachsen und elegant. Zu ha­ben in hochglänzendem Weiß oder Schwarz. Das Finish ist hervorragend, so muss feiner Lack aussehen. 

Dazu gibt es noch massive Traversen am Boden, fein verstellbar und parkettschonend. Nochmals zu der technischen Feinkost. Die Höhe deckt eine Keramikmembran mit 25 Milli­metern im Durchmesser ab.

Ein Paar Zentimeter darüber schwingt ein Mitteltöner aus Titanium mit 18 Zentimetern. Die Tiefe stemmen zwei weitere Titanium­-Chassis mit 20 Zenti­metern.

Als Zugabe gibt es ein vergoldetes Bi­-Wiring­-Terminal. Die Frontbespannung hält natürlich magnetisch. Stramme 24 Kilogramm kommen pro Lautsprecher auf die Waage.

Wer die B 100 umrundet, muss sich wundern. Wo ist denn die Bassreflexöffnung – oder ist dies gar ein geschlossenes Sys­tem? Die Finger weisen den Weg – einfach einmal die Un­terseite abtasten, hier liegt in der Mitte die gesuchte Bass­reflex­-Öffnung. 

Canton B100 im Test - Bassreflex-Port
Unsichtbar, aber effektiv: Der Bassreflex-Port strahlt gen Boden, was auch eine wandnahe Aufstellung ermöglicht.
© Josef Bleier

Elegant und auch effektiv – die Aufstellung, selbst wandnah, sollte kein Pro­blem bereiten. Eröffnen wir unseren Testrei­gen doch einmal mit Deutsch­ Rock. 

Marius Müller­-Western­ hagen ist nicht wirklich alt ge­worden. Er hat es immer noch drauf. „Das Pfefferminz-­Expe­riment“ ist ein Super­-Album. Als ob MMW nach Texas aus­ gewandert wäre. Viel Country­ Sound blitzt hier auf. 

Die Gitarren schreien nach Erlö­sung, der Blues fiebert, die Abmischung ist perfekt – viel Dynamik, Raum und natürlich die Singstimme vor den Mem­branen. Die Canton verliebte sich in diesen Sound. Klasse die Gegenwart aller Informationen. Das drückte uns in das Hörsofa.

Dann die Hymne auf „Dicke“. Erst künstlerisch verfremdet, aber dann der offene Himmel und mächtige Tiefbass-­Schläge, viele Saiten, böser Text. Das machte großen Spaß an der B 100. 

Weiter zum großen klassischen Gedeck: Die legendäre Analog­ Aufnahme der „Planeten“ von Gustav Holst, Zubin Mehta dirigiert das philharmonische Orchester von Los Angeles. 

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Mit dem ersten Track „Mars“ mar­schiert eine symphonische Show in Cinemascope ein. Wenn das Fortissimo herein­bricht, darf ein Lautsprecher vieles, nur nicht komprimieren. 

Die Canton vollführte den gro­ßen dynamischen Rausch, das war wuchtig und ehrlich, reich und großformatig. Das spielte weit über Preisklasse. Canton müsste Staatsgelder bekommen, angesichts dieser kulturell be­deutenden Leistung.

Fazit

Der Preis ist nicht nur heiß. Er ist unverschämt klein. Hier stellt Canton ein ganz großes Klangbild in den Raum. Das Finish ist elegant, wertig. Das Konzept ist anspruchsvoll. Hier wird echtes High-End mit mächtig freudiger Spiellaune kombiniert.

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