Zum Inhalt springen
Technik. Tests. Trends.
VG Wort Pixel
Service-Test E-Mobilität

Ladenetztest 2023: Testverfahren

Autor: Hannes Rügheimer • 4.10.2023 • ca. 3:35 Min

So haben wir getestetAn jedem Ladestopp, den unsere Testfahrer auf ihrer mehrere Tausend Kilometer langen Tour eingelegt haben, haben sie Technik, Komfort und Abrechnung untersucht und protokolliert.Analog zum Mobilfunk gibt es in der Ladeinfrastruktur Netzbetreiber (Charge Point Operators, kurz CPO...

Ladenetztest 2023: Testverfahren Ladestation
Auf ihren Testfahrten untersuchten die umlaut-Tester die Funktionalität beim Laden an sich, aber auch Komfortaspekte, Informationsangebot und Preistransparenz.
© umlaut

So haben wir getestet

An jedem Ladestopp, den unsere Testfahrer auf ihrer mehrere Tausend Kilometer langen Tour eingelegt haben, haben sie Technik, Komfort und Abrechnung untersucht und protokolliert.

Analog zum Mobilfunk gibt es in der Ladeinfrastruktur Netzbetreiber (Charge Point Operators, kurz CPOs) – also die eigentlichen Betreiber der Ladesäulen – und Service Provider (engl. Electro Mobility Providers, EMPs, bisweilen auch „eMSPs“ genannt für electro Mobility Service Providers), die Apps und Abrechnungsplattformen bereitstellen. Einige Anbieter wie EnBW, Shell Recharge oder Move erfüllen beide Rollen und wurden in beiden Kategorien getestet.

Unser Test konzentriert sich auf High-­Power­-Charging- (HPC­) Säulen mit Ladeleistungen von mindestens 150 Kilowatt. Als Testkandidaten wählten wir pro Land die Top-Ladepunktbetreiber nach Anzahl ihrer Ladepunkte aus. Bei den Elektromobilitäts­-Providern galt die Anforderung, dass sie mindestens einen Ladetarif anbieten müssen, der keine längere Vertragsverpflichtung als monatliche Kündigung voraussetzt. Zudem beurteilten wir die Verbreitung der EMP-Angebote anhand der Downloadzahlen der EMP-Apps in den App-Stores von Apple beziehungsweise Google. Die zugrundeliegenden Zahlen basieren auf öffentlichen Quellen und eigenen Recherchen.

Für die Bewertung führten Testteams Fahrten durch Deutschland, Österreich, die Schweiz, Belgien, die Niederlande, Luxemburg sowie Frankreich durch (siehe Unsere Testrouten). Je nach Ländergröße besuchten sie vier oder fünf Stationen pro CPO. Anmeldung und Abrechnung fanden zum einen über die getesteten EMPs statt, zum anderen über die vom CPO unterstützten Ad-hoc-Bezahloptionen.

Während des Ladens füllten die Tester umfangreiche Protokolle zu den Gegebenheiten vor Ort, zum Ablauf des Ladevorgangs sowie gegebenenfalls aufgetretenen Fehlern aus. Außerdem nahmen sie Kontakt zu den Hotlines der Anbieter auf, um die Servicequalität zu testen. Dort zählt die durchschnittliche Wartezeit beim Anruf, der Wissensstand der Mitarbeiter, die Frage, ob im Fehlerfall ein Fernzugriff auf die Säule mit Auslesen des Fehlers und eventuellem Neustart der Säule sowie grundsätzlich eine Behebung des Fehlers möglich war. Trat während des Ladens ein nicht behebbarer Fehler auf, wechselten wir zu einem anderen Ladepunkt desselben Anbieters am selben Standort und wiederholten den Versuch.

Zur Bewertung der EMPs legen die Tester ein Benutzerkonto beim Anbieter an und überprüfen die Bedienung der zugehörigen App. Findet sich dort eine Ladeanleitung, die auf die Besonderheiten der verwendeten Ladesäulentypen eingeht? Gibt es Funktionen zum Bewerten und Kommentieren der Standorte, gegebenenfalls auch mit Foto? Informiert die App über Service- und Komfortangebote am Standort wie WC, Restaurant etc.? Lassen sich favorisierte Standorte in der App merken?

Zu den erwarteten und bewerteten Funktionalitäten der App zählt auch das Finden der nächsten Standorte in ihrer Nähe des Fahrers oder auf seiner Route. Lassen sich die Ladepunkt nach ihrer Verfügbarkeit, nach der unterstützten Ladeleistung und nach Steckertyp filtern? Bietet die App einen direkten Link zur Hotline? Stehen während eines laufenden Ladevorgangs Echtzeitinformationen zu Ladeleistung, geladenen kWh und geladener Zeit zur Verfügung?

In der Kategorie Preistransparenz und Bezahlung zählt die Verständlichkeit des Tarifmodells, eine klare Preisinformation vor und während des Ladens sowie danach (Ladehistorie). Die unterstützten Bezahlmöglichkeiten sammeln ebenso Bewertungspunkte wie ein eventuelles Bonusprogramm und die Verfügbarkeit von Rechnungen.

In der CPO-Kategorie haben wir die Testpunkte nach „vor“, „während“ und „nach dem Laden“ sortiert. Die hier bewerteten Kriterien umfassen die Beschilderung und Wegführung zur Ladestation, Beleuchtung, Wetterschutz, das Vorhandensein von WC, einem Restaurant, Kiosk oder Verkaufsautomaten, Gratis-WLAN, Sitzbank und Mülleimer sowie einer Überwachungskamera. Auch die Nähe einer Service-Station etwa zum Überprüfen und Anpassen des Reifendrucks, Nachfüllen von Scheibenwaschflüssigkeit und ähnlichen Autopflege-Produkten brachte Punkte.

Die Bewertung während des Ladens überprüft die eindeutige Identifikation des Ladepunkts, eine klar ersichtliche Angabe der maximalen Ladeleistung der Säule, die verfügbaren Sprachen von Menüführung und Ladeanleitung, die Platzierung der Säule gegenüber dem Parkplatz sowie dessen Größe und Bauweise, Beschilderung und Markierung, die Länge und Kabelführung des Ladekabels („Kabelmanagement“), die Sauberkeit des Standorts und eventuelle Lärmemissionen während des Ladens. Bei der Prüfung der Funktionalität der Säule legen die Tester Wert auf eine klare Anzeige der Verfügbarkeit der Ladesäule, die Ablesbarkeit des Displays und korrekte, aktuelle Anzeige von Ladeleistung, aktuell geladenen kWh und der verstrichenen Ladezeit. Neu hinzu kam dieses Jahr der Aspekt barrierefreies Laden – die Eignung der Ladestation für E-Fahrer mit körperlichen Einschränkungen

Die Bewertung „nach dem Laden“ umfasst vor allem den Bezahlvorgang. Dabei überprüfen wir, ob Ad-hoc-Bezahlung per Kreditkarte möglich ist – entweder über einen Kartenleser an der Säule oder per App beziehungsweise Website des CPO, zu der dann ein QR-Code führen sollte. Zusätzliche Zahlungsmethoden wie PayPal, GooglePay oder ApplePay bringen ebenfalls Punkte. Außerdem bewerten die Tester die Transparenz der Preiskommunikation sowie die Unterstützung der „Abrechnung übers Ladekabel“ via Plug and Charge oder Autocharge (siehe Infos zur Technik).

Sowohl die EMP- als auch die CPO-Bewertung berücksichtigt auch die Abdeckung der unterstützten HPC-Ladepunkte in den jeweiligen Ländern. Die entsprechenden Zahlen erfragten wir vor dem Test bei den Anbietern und ergänzten fehlende Angaben soweit möglich durch eigene Recherchen. Wie bei allen unseren Netztests sind die Lade­tarife nicht Gegenstand der Bewertung.